15. Dezember 2016 | Allgemein | 0 Kommentare

Ein Blick durch die Filterblase

Eine neue Filterblase oder alte Luft in neuen Hüllen?

Der Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl hat dem Thema Filterblase  eine neue Aktualität verliehen. Das Phänomen hat der US-Amerikaner Eli Pariser im Jahr 2011 erstmals beschrieben und vor der Gefahr gewarnt, die Algorithmen im Zusammenhang mit Personalisierung für den politischen Meinungsbildungsprozess darstellen. Verstärkt wird das Phänomen jedoch im Jahr 2016 durch Social Bots, die durch gezieltes Sharing und Retweets auf Facebook und Twitter dazu beitragen, die Online-Debatten gezielt in eine bestimmte Richtung zu lenken.

Nun stellt sich die Frage: Wie entsteht die eigene Filterblase und wie kann man sich vor ihr schützen?

So entsteht die eigene Filterblase

Das Entstehen der eigenen Filterblase basiert auf dem Prinzip, das Nutzer nur solche Informationen angezeigt bekommen, die dem eigenen Weltbild und den eigenen Meinungen entsprechen. Mehr noch als das natürliche soziale Umfeld filtern Algorithmen abweichende Meinungen aus dem Newsfeed heraus und verstärken hingegen die als positiv erachteten Meinungen. Dabei spielen sowohl eigene Interessen als auch die Interessen der Freunde eine Rolle. Betrachtet man den Newsfeed auf Facebook genauer und über mehrere Tage hinweg, stellt man fest, dass der entscheidende Faktor bei den Inhalten der Pages, die man geliked hat, liegt. Konkret heißt das, dass alles, was diese Pages an Inhalten posten, verstärkt im eigenen News Feed auftaucht. Zudem hängt der Umfang der angezeigten Inhalte von der eigenen Interaktionsrate mit diesen Pages ab: Je öfter ich solche Inhalte like oder teile, desto mehr Inhalte dieser Seite bekomme ich angezeigt. Im Umkehrschluss bedeutet das: Interagiere ich immer nur zum Beispiel mit einer News-Seite, werden mir im Laufe der Zeit auch nur noch Inhalte dieser News-Seite angezeigt.

So bringt man die Filterblase zum Platzen

Um einer einseitigen – wenn auch unbewussten – Informationsbeschaffung zu entkommen, gibt es einige hilfreiche Tipps und Tricks, die man anwenden und befolgen kann, um stets den Weitblick zu behalten und den eigenen Horizont zu erweitern. Dabei führt der erste Schritt zu den Privatsphäre-Einstellungen von Facebook: Hier sollte man alle gespeicherten Interessen und Aktivitäten löschen, da diese die Anzeige von Werbung und die Inhalte des Newsfeeds beeinflussen. Im nächsten Schritt geht es um Abonnements von (Freunde-) Seiten: Hier lautet die goldene Regel: Je mehr Abonnements, desto vielfältiger und diversifizierter der Meinungs-Pool. Last but not least: Mehr liken, zum Beispiel Pages von unterschiedlichen politischen Parteien, da sich so viele, einzelne und neue Netzrealitäten erschließen lassen, die zu einer Ausgewogenheit der angezeigten Inhalte beitragen. Folgende Maßnahmen verhindern ebenfalls das Entstehen einer Filterblase – vorausgesetzt sie werden konsequent genutzt:

So kann man sich gegen die Filterblase wappnen:

  1. Nutze alternative Suchmaschinen, z.b. Duckduckgo oder Cliqz
  2. Finde neutrale Informationen mithilfe der Metasuchmaschine Unbubble
  3. Schränke das Tracking ein mit diversen Add-ons, z.B. Ghostery
  4. Erweitere die Perspektive mit der Website newstral.com, die alle Schlagzeilen des Tages aus sämtlichen Medien und der Blogosphäre übersichtlich zusammenstellt.

Politische Meinungsbildung: Social Bots und die Filterblase

In der politischen Meinungsbildung mischen Social Bots aktiv in den sozialen Netzwerken mit, wie eine aktuelle Twitteranalyse der Rede von Angela Merkel beim CDU Bundesparteitag zeigt. Ihr Ausmaß ist aber längst nicht so groß ist, wie immer angenommen wird. Konkret bedeutet das für die Entstehung der Filterblase: Entdeckt man bestimmte Accounts immer wieder in bestimmten Online Debatten (Faustregel: Accounts mit ca. 50 oder mehr Tweets und/ oder Freunden am Tag), handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Fake Accounts. Bei der genannten Analyse von insgesamt 1.407 Tweets konnten lediglich 125 Tweets, d.h. 8,9%, auf das Konto von Social Bots verbucht werden. Social Bots spielen also zumindest hierzulande (noch) eine untergeordnete Rolle, wenn es um Politik in den sozialen Netzwerken geht.

Worum es vielmehr gehen sollte in der aktuellen Debatte ist die Schärfung des eigenen Bewusstseins und den Einsatz des eigenen menschlichen Verstands, da die Existenz unterschiedlicher Netzrealitäten genauso alt ist wie die Existenz unterschiedlicher Stammtische – eben nur in digitaler Form.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der Filterblase und Social Bots gemacht? Glauben Sie, dass beide im bevorstehenden Bundestagswahlkampf 2017 eine relevante Rolle spielen werden? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und Einschätzungen zu diesem Thema!

Von Dr. Hans-Wilhelm Eckert

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