Social Media Influencer sind mittlerweile aus der digitalen Werbewelt nicht wegzudenken und das Geschäftsmodell sehr erfolgreich. Insbesondere im B2C Bereich gibt es gute Best Practice Beispiele. So erzielte die Zusammenarbeit der Techniker Krankenkasse mit Instagrammern zum Thema „Yoga“ zahlreiche positive Reaktionen aus der Community.
Kein Wunder also, dass Spiegel online, eine der reichweitenstärksten deutschsprachigen Nachrichten-Websites, für das Interview des Manager Magazins mit einer 22 Jährigen Instagrammerin eine Wortneuschöpfung entwickelt und das SZ Magazin die You Tuberin Bianca “Bibi” Heinicke in der „Sagen Sie nichts“ Rubrik abbildet.
Multiplikatoren zu aktivieren, um relevante Zielgruppen mit passgenauen Themen zu erreichen, ist ein bekanntes Erfolgsmodell. Waren die Meinungsbildner noch bis vor ganz kurzer Zeit hauptsächlich die klassischen Medien, verschiebt sich diese Rolle immer mehr in den Social Media-Raum und damit eben vor allem auf Twitter, Facebook, Instagram und YouTube. Influencer dienen also als Testimonials, die Botschaften dort verbreiten, wo Kommunikation verstärkt abläuft – im Social Web.
Warum also läuft im B2B-Umfeld diese Entwicklung nur so schleppend an?
- Die B2B-Influencer
- Marketing ist Werbung
Die Definition von Influencern ist breit gefasst. In der Studie der Hochschule Macromedia zusammen mit Webguerillas sind es Personen, die über ein verhältnismäßig großes Netzwerk eine größere Gruppe Menschen über Social Media erreichen. Sie produzieren eigene Inhalte und gelten als Experten in ihrem Themengebiet. Außerdem haben sie für viele Nutzer Vorbildcharakter und genießen deren Vertrauen. Vor allem aber beeinflussen sie via Social Media Meinungen und Kaufentscheidungen.
Es fällt auf, dass relativ viele Menschen als Influencer infrage kommen. Laut der Studie zählt sogar jeder zehnte Deutsche zu dieser Gruppe. Viel entscheidender als die Frage, ob jemand ein Influencer ist, ist also, ob er der richtige Influencer ist. Denn reine Kennzahlen wie die Follower oder das Netzwerk geben keinerlei Aufschluss darüber, wie geeignet jemand als Meinungsmacher ist. Fachwissen ist der wohl wichtigste Faktor. Oft sind Influencer klassische Journalisten, die sich privat auf einem eigenen Blog ihren Fachthemen widmen und ihre Inhalte per Social Media teilen. Besonders im B2B-Bereich kann man dies beobachten. Hier ist also zu beachten, in welcher Rolle ein Influencer gesehen werden will. Nicht selten wollen beispielsweise Blogger explizit keine Unternehmensnews oder -anfragen erhalten, da sie genau auf diese in ihrem Job als Journalist eingehen.
Die Flut der Informationen auf Social Media macht es immer schwerer, mit eigenen Inhalten die richtigen Personen zu erreichen. Organischer Inhalt geht immer mehr in dieser Flut unter und selbst anorganischer Inhalt kann sich schlecht und nur mit viel Budget durchsetzen. Und genau hier setzt Influencer-Marketing an. Indem man einen Marken- oder Produktbotschafter als Testimonial für ein Unternehmen sprechen lässt, verschafft man seinem Unternehmen Gehör. Unternehmen sollten sich aber ebenso im Klaren sein, dass das eine Form der Werbung ist, wenn auch eine glaubwürdige. Denn ein Influencer wird in der Regel für seine Aktivitäten bezahlt und allein die Recherche der geeigneten Person und die Kontaktaufnahme fressen Budget. Man sollte sich also gut überlegen wie viel Zeit und Budget zur Verfügung stehen. Vor allem auch deshalb, da Influencer-Marketing Pressearbeit nicht ersetzt, sondern allenfalls ergänzt.
Was Unternehmen beachten sollten, wenn sie sich für Influencer-Marketing entscheiden
- Influencer ist nicht gleich Influencer
- Rechtliche Rahmenbedingungen
- Die eigene Glaubwürdigkeit in den Vordergrund stellen
Die Recherche des geeigneten Meinungsmachers ist das A und O von erfolgreichem Influencer-Marketing. Auf lange Sicht lohnt es sich, hier Zeit und Energie zu investieren und strategisch vorzugehen.
Influencer-Marketing ist kein brandneues Phänomen, aber es war lange unklar wie es rechtlich einzuordnen ist. Aktuell wird der Ruf nach Transparenz lauter. Mussten sich bisher schon neben Sendern und Printmedien auch YouTuber an das werberechtliche Trennungs- und Kennzeichnungsgebot halten, so wurde nun im Juni auch der erste deutsche YouTuber wegen Missachtung dieses Gebots zu einer Geldstrafe verurteilt. Und auch bei anderen Social Media Plattformen wird die Trennung zwischen werblichen und freien Inhalten deutlicher. Die bisherige Kennzeichnung durch Hashtags wie #ad oder #sponsored reichen voraussichtlich bald nicht mehr. Die Landesmedienanstalten raten stattdessen zu einer eindeutigen Kennzeichnung als #werbung oder #anzeige.
Gerade vor dem Hintergrund aktueller rechtlicher Entwicklungen sollten Unternehmen darauf achten, ihre Glaubwürdigkeit in den Vordergrund zu stellen. Was generell für Testimonials gilt, gilt selbstverständlich auch für Influencer: Ein passendes Testimonial kann die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens positiv beeinflussen, aber ein schlecht gewähltes Testimonial kann der Marke großen Schaden zufügen.
Fazit:
Influencer-Marketing oder –kommunikation ist eine gute Methode, um durch die Informationsüberflutung zu dringen, die besonders auf Social Media herrscht. Längst sind Influencer Teil der schönen neuen digitalen Welt, aber Achtung: Wie bei jeder Form der Kommunikation kommt es darauf an, dass Inhalt und Form zusammenpassen, erst dann überzeugt auch das Ganze. Beziehungsaufbau zu Meinungsbildnern jedoch ist zweifelsfrei ein wichtiger Teil der Kommunikationsarbeit und Pflicht und Kür zugleich – zu Influencern ebenso wie zu Journalisten. Von belastbaren Beziehungen profitieren B2B Unternehmen nicht weniger als B2C Firmen.
Von Jacqueline Althaller
Glaubwürdigkeit und #werbung: Wird man bei explizit als Werbung gekennzeichneten Beiträgen wirklich die Glaubwürdigkeit aufrech erhalten können?
Klar, gekennzeichnete Werbung kann Follower irritieren – aber oftmals merkt man den Beiträgen ja an, dass da wohl Sponsoring und Zusammenarbeit dahintersteckt. Und dann finde ich es deutlich glaubwürdiger, wenn das gekennzeichnet wird. Voraussetzung ist natürlich, dass sich die Influencer und auch die Unternehmen genau überlegen, mit wem sie zusammenarbeiten. Auch gekennzeichnete Werbung kann glaubwürdig sein, wenn der Influencer hinter dem Produkt steht und es zu den Themen passt. Und wenn das nicht der Fall ist, funktioniert auch die nicht gekennzeichnete Werbung nicht – und fällt zudem vielen Leuten (unangenehm) auf.
Influencer-Marketing bietet für Unternehmen sicherlich neue Möglichkeiten. Allerdings zeigen zahlreiche Negativ-Beispiele der Vergangenheit und Gegenwart, wie wichtig es ist, passende Influencer zu finden. Sonst wirkt die Kooperation – Kennzeichnung als Werbung hin oder her – nicht authentisch und der Ruf des Unternehmens leidet.
Der Einsatz eines ordentlich recherchierten Influencers hat bestimmt viele Vorteile für alle Beteiligten. Bei einer weniger gut kalkulierten Besetzung sollte sich natürlich auch der Influencer über die Folgen für das eigene Image bewusst sein. Unterm Strich lohnt sich wohl eine intesive Auseinandersetzung mit der Thematik,was die vielen gelungenen Beispiele schon unterstreichen
Authentizität: Der Schlüssel zum Erfolg für jeden Influencer.
Ich halte Influencer-Marketing in erster Linie für eine sinnvolle Maßnahme mit großen Chancen für Unternehmen und die Influencer selbst. Jedoch gibt es einige Stolperfallen.
Mir ist aufgefallen, dass Influencer-Marketing häufig nur auf kurzfristigen Erfolg ausgelegt ist. Besonders im B2C-Bereich beschweren sich Kunden, über die plumpe Einsetzung der Produkte. Ein Paradebeispiel ist hier wohl “Coral”. Eine Flasche des Waschmittels, präsentiert in einem Fahrradkorb und von jungen Mädchen gepostet, die keine authentische Beziehung zu dem Produkt zu haben scheinen, wirken eher kontraproduktiv und alles andere als authentisch. #coralliebtdeinekleidung hat sich also nicht durchgesetzt.
Im B2B-Bereich sehe ich daher deutliche Potenziale, authentische Influencer zu finden. Influencer müssen in diesem Bereich gewissenhafter ausgewählt werden, denn oft sind das Branchenexperten, die über enormes Wissen und Erfahrungen verfügen und diese gerne teilen – vor allem in sozialen Medien. Gewinnt man Branchenexperten als Influencer für sich, kann man automatisch auch vom Netzwerk des Experten profitieren – ein netter Nebeneffekt.
Ein wesentlicher Unterschied von Influencern aus dem B2C- und B2B-Bereich ist zudem die Bezahlung. Letztere sind primär am Wissen und der Vernetzung interessiert. Influencer-Marketing ist an dieser Stelle der falsche Ansatz, diese Motivation zu vermitteln. Influencer Relations sind hier das Zauberwort.
Dabei stellen Influencer Relations einen langwierigen Prozess dar, denn es geht um Aufbau von Beziehungen zwischen Unternehmen und Branchenexperten. Der klare Vorteil ist hier aber die Langfristigkeit der Maßnahme. Was den Prozess so langwierig gestaltet, fängt schon bei der Auswahl des Experten an. Das Unternehmen selbst benötigt gutes Branchenwissen, um geeignete Partner zu finden. Der Aufbau von Beziehungen beginnt erst einmal mit dem Kennenlernen. Social Media können an dieser Stelle schon hilfreich sind. Sie bieten eine Plattform für Interaktion zwischen Unternehmen und Branchenexperte. Ist der Branchenexperte gefunden, steht man aber direkt vor der nächsten Herausforderung: Wie ergibt sich für beide Parteien eine win-win-Situation? Wenn es beim Influencer-Marketing die Bezahlung ist, was ist es dann in den Influencer Relations? Nachdem sich beide Seite durch Interaktionen – auch via Social Media – aneinander herangetastet haben, können die Beziehungen im Laufe der Zeit vertieft werden. Einladungen zu Events oder Produktvorstellungen sind an dieser Stelle beispielsweise ein attraktives Angebot für den Influencer. Er erkennt, dass auf diesen Veranstaltungen exklusive Informationen auf ihn warten, die seinem Branchenwissen zugute kommen. Und genau das zeichnet ihn aus.