8. Dezember 2016 | cultundcomm | 1 Kommentar

Texten wie Profis

„Die (klassischen) Medien sind tot!“ Seit langem sind sich Pessimisten über das Ende des Journalismus einig. Allen Unkenrufen zum Trotz wird das redaktionelle Handwerk aber nach wie vor gefragt sein: Denn in Zeiten des Content-Marketing werden Unternehmen selbst zum Publisher und PR-Abteilungen zu Redaktionen.

Wir finden: Mehr als ein guter Grund für Kommunikatoren, sich einen soliden journalistischen Schreibstil anzueignen. Denn auch die Glossen, Kurzmeldungen oder Reportagen in der hauseigenen Publikation wollen ihre Leser finden. Hier kommen die wichtigsten Regeln fürs Texten redaktioneller Beiträge:

  1. Kurze Sätze: Um gleich zu Beginn ein häufiges Missverständnis auszuräumen – Satzlänge bzw. -struktur ist nicht gleich inhaltliche Komplexität. Im Gegenteil, denn je verzweigter der Sachverhalt, desto schnörkelloser sollten Autoren seine Formulierung wählen. Redaktionelle Artikel haben daher eine maximale Satzlänge von zehn bis dreizehn Wörtern. Auch Schachtelsätze gehören nicht in einen guten Text; wenngleich ein Nebensatz, der hier wie dort auftaucht, für stilistische Abwechslung sorgt.
  1. Das Aktiv formuliert, das Passiv wird gemieden: Da Passivkonstruktionen einen Text unnötig verschachteln und in die Länge ziehen, gehören sie aus dem Formulierungsschatz gestrichen. Das gleiche gilt für schwache Verben wie das häufig verwendete „können“. Aktive Formulierungen hingegen treiben den Text voran und verleihen ihm Frische.
  1. Von den Adjektiven nur die relevanten: Oftmals sind Adjektive für den Textsinn nicht relevant. So beispielsweise, wenn sie werblich („das großartige TV-Gerät“), redundant („die innovative Neuerung“) oder literarisch („die buntscheckige Kuchenglasur“) sind. In diesem Fall hat der Autor sie, ohne zu zögern, zu streichen. Auch sonst ist jedes Adjektiv genau zu hinterfragen: Der Legende nach wies der französische Zeitungsverleger Georges Clemenceau seine Redakteure an, jedes Mal zu ihm in den dritten Stock zu kommen und um Erlaubnis zu fragen, bevor sie ein Adjektiv niederschreiben. Ein kluges Verfahren, das nicht zuletzt der Fitness dient!
  1. Wer substantiviert, verliert: Eine speziell deutsche Stilkrankheit ist der Hang zur Substantivierung. Einst aus den Untiefen der Kanzleien und Amtsstuben geboren, spukt dieser böse Geist auch heute noch im Blätterwald umher. Doch leicht ist er gebannt: Jede Substantivierung lässt sich einfach auf ein Verb zurückführen, welches – im Aktiv formuliert – besser klingt.

Mit diesen einfachen Regeln ist dafür gesorgt, dass der Content zugänglich, flüssig lesbar und ansprechend ist. Garantiert!

1 Kommentar

  1. Julia Strauß

    Die Rückbesinnung auf den klassischen journalistischen Schreibstil finde ich sehr wichtig. Wir werden vor allem über die digitalen Medien mit Informationen überflutet und gerade die poilitischen Themen werden immer komplexer. Gestaltet man also seinen Content mit Hilfe der oben genannten Regeln klar und verständlich, erleichtert man seinen Lesern die tägliche Informationsselektion. Diese werden es mit Sicherheit zu schätzen wissen.

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