Was tun mit Social Bots?
Seit einigen Monaten nimmt die Anzahl an Social Bots und der Umfang ihres Wirkungskreises stetig zu. Meinungsbildungsprozesse in sozialen Medien sind ihnen längst zum Opfer gefallen – haben wir es nun mit neuen Einflussfaktoren in Form von autonom agierenden Bots („Roboter“) zu tun?
Die Roboter verschleiern ihre wahre Identität getarnt als Chat-Bots und sind durch die rasante, technische Entwicklung in diesem Bereich von echten Menschen – vor allem mit Hinblick auf Tonalität, Wortwahl und Aktivitätsrate – kaum noch zu unterscheiden. Konkret bedeutet das, dass die automatisierten Accounts ständig lernen und ihre Aktivitäten an ihr Umfeld anpassen, z.B. nachts keine Beiträge absetzen, um nicht enttarnt zu werden.
Ihr Hauptziel ist es, die öffentliche Meinung durch automatisch generierte Inhalte und Interaktionen gezielt zu beeinflussen.Nun stellt sich die Frage: Wie funktionieren Social Bots und wo sind sie am häufigsten anzutreffen?
Russische Anbieter – Hauptvorkommen: Twitter
Die Hürden, die man nehmen muss, um das Ruder zur Steuerung von Social Bots selbst in die Hand zu nehmen, sind nicht hoch. Lediglich drei Elemente bedarf es, um dieses Ziel zu erreichen:
Registrierte Nutzer-Accounts (z.B. auf Facebook, Twitter), eine automatisierte Schnittstelle (API) des gewünschten Social Network sowie ein Programm zur automatischen Steuerung der Bot-Accounts. Das Angebot auf dem vornehmlich ausländischen Markt und die Preisspanne variieren minimal; unterschieden wird zwischen einfachen Twitter-Accounts, gealterten Facebook-Accounts sowie manuell erstellten Fake-Accounts. Die Kosten belaufen sich hier auf 45 bis 150 $.
Ferner ist es wichtig zu erwähnen, dass soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter APIs kostenlos zur Verfügung stellen und es hier große Unterschiede mit Hinblick auf den jeweiligen Registrierungsprozess und die Benutzerfreundlichkeit gibt. Hier gilt das Prinzip: Je einfacher der Zugriff, desto höher die Anzahl an Social Bots. Dies wiederrum bedeutet, dass vor allem Twitter und Instagram beliebte Anlaufstellen für Social Bots sind, da der API-Zugriff hier einfacher ist.
Einfluss durch Manipulation: Sind Social Trends in Gefahr?
Blickt man auf die schieren Datenmengen, die sich aus den automatisch generierten Bot-Nachrichten ergeben, ist eine Manipulation der Social Trends nicht mehr auszuschließen. Die Auswirkungen – wenn auch subtil – insbesondere auf politische Debatten und die öffentlichen Meinungen lassen sich an dem aufgeheizten Klima erahnen, das insbesondere bei Themen rund um die Flüchtlingskrise und -politik hierzulande zu beobachten ist.
Ähnliche Szenarien sind beim diesjährigen US-Wahlkampf, der Brexit-Debatte sowie im vergangenen Jahr im Rahmen des Ukraine Konflikts zu finden. Zudem lässt sich eine Manipulation an einer Vielzahl von Likes („Gefällt mir“) und Shares („Geteilte Inhalte“) für bestimmte Inhalte erkennen, die dadurch von den Algorithmen der Social Networks als beliebt eingestuft und präferiert ausgespielt werden.
Beispiele für verschiedene Strategien der Manipulation durch Social Bots:
- Verfälschung von Trends durch gezielte Popularisierung von Hashtags
- Verknüpfung von Schlagwörtern zur Umleitung auf bestimmte Inhalte, z.B. aus dem rechten Spektrum
- Verbreitung von Falschinformationen
- Social Engineering Strategien zur Einflussnahme auf die User
- (Automated) Spear-Phishing (Individualisierung von Nachrichten zur Verbreitung von Schadsoftware)
Wie geht es in Zukunft weiter?
In Zukunft werden Social Bots ein ständiger Wegbegleiter in den sozialen Netzwerken sein. Somit wird sich alles um die Definition und Entwicklung von Gegenmaßnahmen drehen, die zur Identifizierung von Bots beitragen. Ferner ist parallel dazu mit einer stetigen Weiterentwicklung der Bot-Technik zu rechnen, so dass Privatpersonen und Unternehmen zunächst einen Zugang zur Thematik bekommen sollten. Hier empfiehlt es sich, vor allem die verantwortlichen Mitarbeiter besonders für die Problematik zu sensibilisieren.
Abschließend gilt es noch zu resümieren, dass
- eine Manipulation bei singulären Ereignissen, z.B. Krisensituationen, Wahlen, nicht ausgeschlossen werden kann und
- ein neues Grundprinzip für die Arbeit im Bereich Social Media gilt: Quantität in Form von hoher Reichweite und Interaktionsrate (Likes, Comments, Shares) ist kein Indiz mehr für qualitativ hochwertigen Content.
Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Social Bots sowohl privat als auch innerhalb Ihres Unternehmens gemacht? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und Einschätzungen zu diesem Thema!
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